"Dressur ... ohne mich!"
FRENCH-TALK
mit Cinnamon
Dressur ... ohne mich!
Lasst uns beim Thema Erziehung bleiben! Um es gleich vorweg zu nehmen, die Idee das Temperament eines Frenchies kontrollieren zu wollen, ist ebenso absurd, wie aussichtslos. Dennoch entdecke ich auf diversen Social Media Accounts Berichte darüber, wie uns ein angepasstes Verhalten antrainiert werden soll. Eines der Zauberwörter ist IMPULSKONTROLLE! Ziel soll es sein, dass der Hund nicht seinen ungezügelten Bedürfnissen folgt, sondern steuerbar bleibt und sich in jeder Situation ein Nein oder eben das Go abholt, das zu tun, worauf er gerade Lust hat!
Ein Beispiel: Während des Spazierganges im Park bricht plötzlich ein gemeingefährliches Eichhörnchen aus dem Gebüsch. Der impulskontrollierte Hund beobachtet dies aufmerksam, schaut zu seinem Zweibeiner und sollte dieser nicht reagieren, wird der Spaziergang entspannt fortgesetzt. Soweit zur menschlichen Wunschvorstellung.
Jetzt mal meine Version: Besagtes Eichhorn kommt in provozierender Absicht aus seinem Gebüsch. Blitzschnell nehme ich es aus dem Augenwinkel war und bewerte in Sekundenbruchteilen die Essbarkeit und den dafür erforderlichen Aufwand. Ergebnis: Im Wissen um die durch den Fotofritzen mitgeführten Leckerlies, stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis. Ich drehe nicht mal den Kopf!
Anders mein Mensch: „Oh schau mal, ein Eichhörnchen!“ Wild nestelt er an seiner Kamera, versucht diese in Windeseile in Betrieb zu setzen und dann auch noch eine Belichtungszeit einzustellen, die für bewegte Objekte geeignet ist. Das terroristisch motivierte Eichhorn beobachtet die Szenerie, wartet genau bis zu dem Augenblick, an dem der Fotofritze die Kamera hochnimmt und läuft entspannt an der Rückseite des nächsten Baumes hoch. Infolgedessen erleide ich einen Vortrag über den Verdrängungseffekt, der mit der Dominanz schwarzer gegenüber den roten Eichhörnchen einhergeht.
Bleibt noch Harley, kleine Schwester und Terrorbiene! Selbst kaum größer als ein Eichhörnchen pöbelt sie derzeit alles an, was sich bewegt. Das System dahinter habe ich noch nicht verstanden, jedoch wirft sie ihre sechs Kilo Größenwahn in die Leine, um dann ebenso schlagartig munter und entspannt weiter zu traben!
Harley, kleine Schwester und Terrorbiene
Also nicht falsch verstehen, es gibt viele Situationen, in denen es hilfreich ist, wenn Artgenossen daran gehindert werden, das zu tun, worauf sie gerade Bock haben! Auch hier ein Beispiel. Neulich am Stadtrand: Auf der Suche nach einem lauschigen Plätzchen, kommt uns Anton, ein vermeintlich herrenloser Labradormischling entgegen. Kein Grund zur Aufregung! Er ist unangeleint, für uns ein Zeichen, dass seine Besitzer ihm vertrauen. Warum sollten wir dies nicht auch tun? Außerdem interessiert sich Anton kein bisschen für uns, sondern läuft hektisch einen Zaun entlang, auf der Suche nach einem Durchschlupf, den er auch findet. Den Grund dafür entdecken wir kurz danach jenseits des Zaunes. In wilder Hatz rasen Anton und ein Rehbock durchs Unterholz, bis der Bock im Zaun steckenbleibt, Anton einen Huf ins Gesicht bekommt und beim Eintreffen der zu Anton gehörigen Familie das Chaos ausbricht. Fazit: Feuerwehreinsatz, um das unverletzte aber feststeckende Reh zu befreien und eine traumatisierte 12-Jährige, da Anton jetzt ein Bambi-Killer ist. Welcher Impuls war hier das Problem? Jener, der in Erscheinung des Rehbocks Antons Jagdtrieb auslöste oder der, welcher die Besitzer dazu bewegte, Anton trotz städtischen Leinenzwangs und Naturschutzgebiet loszulassen? Böser Hund! Ab morgen Hundeschule oder gleich Tierheim, weil schwer erziehbar!
Leute, daran müssen wir arbeiten! Ich denke hier braucht es einen Bewusstseinswandel. Zum Verständnis: Wenn ich an der Leine ziehe, folge ich keinem Impuls ... das ist der Impuls an das andere Ende der Leine, gefälligst schneller zu gehen! Die Transferleistung, was passiert, wenn ich stehen bleibe, traue ich euch zu. Was es braucht ist also keine Abrichtung des Hundes, seinen natürlichen Instinkten zuwider, sondern es bedarf eines neuen Verständnisses für unsere Bedürfnisse!
Vielleicht mal noch ein letzter Gedanke für heute:
Ich höre immer wieder, dass Hunde erzogen werden müssen, um vor bestehenden Gefahren geschützt zu sein. Gefahren wie dem Straßenverkehr, Giftködern oder schlecht sozialisierten Artgenossen. Nennt mir eine Gefahr, die nicht vom Mensch verursacht wird ... aber ich soll erzogen werden ... bin ich die einzige, die meint, hier stimmt was nicht?
Eure Cinny
Wollt ihr mehr über mich wissen, folgt mir gerne auf Instagram: French.breakfast.with.cinnamon
Cinny, ich finde deine Beiträge super gelungen und freue mich jetzt schon auf die nächsten Geschichten aus deinem Leben! Alles Liebe Line
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