Vom Suchen & Finden der "perfekten" Hundeschule
Waldorfschule oder Gulag?
Oder irgendwas dazwischen?
Die Frage nach der richtigen – der besten – Hundeschule ist gar nicht so leicht zu beantworten.
So lasen wir erst einmal viele Bewertungen und landeten bei Hundeschule Nummer Eins:
Die Kadettenschule
Mit Offiziersstimme schallte es von Hinten: DAS MUSS SCHELLER GEHEN!!!! HOPP HOPP HOPP!!!! Und ehe wir uns versahen, riss sie mir die Leine aus der Hand und schleifte das kleine Fellbündel mehrere Meter am Halsband hinter sich her. Besorgt fragte ich, ob Ziehen an der Leine das Richtige sei, insbesondere mit Halsband? „Na, besser wäre es mit Geschirr!”, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Aber ihr müsst dem Hund zeigen, wer hier das Sagen hat! Sonst habt ihr am Ende eine 30 Kilo Bulldogge, die ihre Pfoten in den Asphalt tackert und ihr kommt kein Stück vorwärts!“ Wir nickten betroffen und fuhren mir einem schlechten Bauchgefühl nach Hause. Wir waren uns sehr einig, dass wir da nicht mehr hinwollten.
Also pausierten wir ein paar Wochen und hörten uns weiter um. Wir bekamen schließlich eine Hundeschule empfohlen, die ohne Zwang arbeiten und unser Verständnis für das hündische Verhalten schulen sollte.
Die Waldorfschule
Diese Schule hatte auch Innenräume, was uns im tiefsten Winter und nachdem Gretchen eine schwere Blasenentzündung hatte, sehr zusagte. Es gab Tee und warme Worte. Wir waren in einer Zweiergruppe, wo genug Zeit war, um individuelle Fragen zu stellen und grundlegende Dinge zu lernen. Wir erfuhren viel über hündisches Verhalten und sprachen über wichtige Themen. Wir erfuhren von den sogenannten Spooky Periods, so dass wir auch verstanden, warum eine Tüte, die gestern noch okay zu sein schien, auf einmal furchtbar gruselig war. Wir lernten, dass der Hund draußen nicht unbedingt rennen muss wie ein Irrer, um ausgelastet zu sein, sondern dass auch Kopf- und Nasenarbeit müde und zufrieden macht. Und dennoch hatten wir nicht das Gefühl, zu hundert Prozent angekommen zu sein. Wenn wir nicht weiterkamen bei Alltagsproblemen und uns ratsuchend an die Trainerin wandten, lächelte sie und sagte etwas spöttisch: „Darf ich fragen, warum Ihr Euch eine Bulldogge ausgesucht habt?“ (Bei uns kam an: „Ihr Idioten! War Euch nicht klar, dass Bulldoggen stur sind und sich niemals verhalten werden, wie ein normaler Hund?!“) Nachdem der Kurs beendet war, hatten wir zwar einerseits wertvolle Erkenntnisse gewonnen, zum anderen beherrschte unsere Kleine immer noch nicht die Grundlagen. Kein Platz, kein Bleib. Und vor allem, keinen Rückruf.
Die Google-Bewertungen versprachen, in dieser Hundeschule würde sie einen 100%ig sitzenden Rückruf lernen und auch ansonsten gehorchen, wie ne Eins. Perfekt, dachten wir uns, genau DAS brauchen wir!
Der Gulag
So saßen wir dann im Kreise von 10 weiteren, erwartungsvoll drein blickenden Menschen. Die Trainerin erläuterte ihre Methoden, während sie mit ihren langen Gelfingernägeln ab und an ein Bonbon aus einer Schale klaubte. Sie sprach mir hoher, betont fröhlicher Stimme. Ich stolperte an dem Punkt, wo sie hämisch verkündete: Ich rufe den Hund, und wenn er nicht schnell genug reagiert , dann rufe ich „zu spääääät!“. Und er bricht förmlich auf der Wiese zusammen und wartet darauf, dass ich ihm sein Autschi mache. Irritiert schaute ich sie an und fragte: „Autschi? Sie meinen, Sie fügen dem Hund Schmerzen zu?“ Sie nickte eifrig und präzisierte: „Man muss eine Stelle finden, wo man reinkneift. Am besten an der Innenseite der Oberschenkel.“ Ungläubig hakte Wolfi nach: „Bulldoggen zeigen Schmerz ja so gut wie gar nicht. Reden wir hier von richtigen Schmerzen?“ Vehementes Nicken von der Trainerin. „Dann muss man eben so feste Kneifen, bis man merkt, dass es dem Hund wehtut.“ Zufrieden rief sie aus: „So, und jetzt brauche ich noch ein Bonbon!“ Ich war so aufgewühlt, dass ich laut lachend losprustete. Eigentlich war mir eher nach Heulen zumute bei dieser absurden Veranstaltung. Aber dieser gespielt fröhliche Ausruf am Ende dieser mehr als irritierenden Ausführungen gab mir den Rest. Während alle im Raum andächtig zuhörten und anerkennend nickten, war meine Grenze schon lange überschritten. Wir gingen mit einem entsetzten Kopfschütteln und mussten erst einmal verarbeiten, was wir da gehört hatten. Warum fand das Niemand außer uns seltsam? Nein – auch hier waren wir uns ganz sicher – unser Hund soll niemals Schmerzen zugefügt bekommen.
Aber irgendwo her muss doch das Konzept kommen!
Zu der Zeit las ich bereits viele Beiträge in einer Facebook-Gruppe, die sich mit dem sogenannten positiven Training auseinandersetzt und wo erfahrene Trainer Ratschläge geben. Der Fokus liegt hier vor allem darauf, positives Verhalten abzufangen und zu bestärken. Ich verstand immer mehr, dass ein Hund ein für uns negatives Verhalten zeigt, weil er ein Problem hat. Und das alles, was er in unseren Augen falsch macht tut, weil wir es ihm noch nicht besser beigebracht haben. Dass Liebe, Geduld und ein Grundverständnis für die Hundepsyche viel erfüllendere und vor allem langfristig erfolgsversprechendere Trainingsansätze hervorbringen. Und vor allem – das Wichtigste – dass man ein Problem nur lösen kann, wenn man erkennt, wo genau die Problematik überhaupt liegt. Die Frage, die vorangeht, ist „warum zeigt der Hund ein bestimmtes Verhalten? Wie kann ich sein Problem erkennen und lösen?“
Unser Glücksgriff
Woher weiß ich nun also, was die richtige Hundeschule für meinen Hund und mich ist?
Zum Einen stellt sich für mich die Grundfrage: „Hinter welchem Trainingskonzept kann ich stehen, wo finde ich mich in meiner Persönlichkeit wieder?“ Und auch, wenn man wenig Erfahrung man hat, das Wichtigste ist, auf sein Bauchgefühl zu hören und sich auf seinen Instinkt zu verlassen. Fühlt es sich nicht richtig an, dann ist es das auch nicht. Für uns ist klar, Zwang und Gewalt, ob physisch oder psychisch, ist nie eine Lösung. Auf dieser Basis kann keine gute, vertrauensvolle Hund-Mensch-Beziehung entstehen. Vertrauen und eine stabile Bindung sind der Grundstein für einen gesunde Entwicklung. Ich stelle mir oft vor, wie ich es gerne erklärt bekommen würde, wenn ich etwas falsch mache. Mit Ruhe und Wohlwollen – oder mit Beschimpfungen und Geschrei? Und so betrachtet ist die Antwort ganz leicht.
Ich kann abschließend nur sagen: Wenn ich verstehe, was meinen Hund bewegt, kann auch ich ihn bewegen.
Oder schreibt mich gerne an :) ich helfe euch gerne mit Infos aus.
eure Andrea mit Wolfi & Gretchen
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