Vom Suchen & Finden der "perfekten" Hundeschule

by Andrea

Waldorfschule oder Gulag?

Oder irgendwas dazwischen?

Die Frage nach der richtigen – der besten – Hundeschule ist gar nicht so leicht zu beantworten. 

So lasen wir erst einmal viele Bewertungen und landeten bei Hundeschule Nummer Eins:

Die Kadettenschule

Zunächst einmal machte die Trainerin einen ganz netten, wenn auch etwas schroffen Eindruck. Die „Schule“ war auf einer Koppel, beim Welpenspielen wurden die größeren und älteren Hunde getrennt von den kleinen. Da der Zaun jedoch aus labilen Stangen und einem dünnen Netz bestand, rannten die großen Hunde diesen kurzerhand um. Riesen Tumult, die Hundetrainerin rief: Gretchen schützen! Und so hob ich das kleine 10 Wochen alte Hundebaby hoch und versuchte, der allgemeinen Hektik zu entkommen. Das ganze Spiel wiederholte sich an diesem Tag noch mehrmals, und wir waren etwas irritiert. Ein ruhiges, entspanntes Welpenspiel unter Anleitung hatten wir uns anders vorgestellt. In der folgenden Trainingsstunde wechselte die Trainerin die Hunde durch, jeweils einer musste vor die Koppel gehen und warten. Wir waren dabei wohl nicht schnell genug. Unsere kleine Bulldogge fand es wesentlich spannender, bei den anderen Hunden zu sein und alles zu beobachten.

Mit Offiziersstimme schallte es von Hinten: DAS MUSS SCHELLER GEHEN!!!! HOPP HOPP HOPP!!!! Und ehe wir uns versahen, riss sie mir die Leine aus der Hand und schleifte das kleine Fellbündel mehrere Meter am Halsband hinter sich her. Besorgt fragte ich, ob Ziehen an der Leine das Richtige sei, insbesondere mit Halsband? „Na, besser wäre es mit Geschirr!”, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Aber ihr müsst dem Hund zeigen, wer hier das Sagen hat! Sonst habt ihr am Ende eine 30 Kilo Bulldogge, die ihre Pfoten in den Asphalt tackert und ihr kommt kein Stück vorwärts!“ Wir nickten betroffen und fuhren mir einem schlechten Bauchgefühl nach Hause. Wir waren uns sehr einig, dass wir da nicht mehr hinwollten.

Also pausierten wir ein paar Wochen und hörten uns weiter um. Wir bekamen schließlich eine Hundeschule empfohlen, die ohne Zwang arbeiten und unser Verständnis für das hündische Verhalten schulen sollte. 

Die Waldorfschule

Diese Schule hatte auch Innenräume, was uns im tiefsten Winter und nachdem Gretchen eine schwere Blasenentzündung hatte, sehr zusagte. Es gab Tee und warme Worte. Wir waren in einer Zweiergruppe, wo genug Zeit war, um individuelle Fragen zu stellen und grundlegende Dinge zu lernen. Wir erfuhren viel über hündisches Verhalten und sprachen über wichtige Themen. Wir erfuhren von den sogenannten Spooky Periods, so dass wir auch verstanden, warum eine Tüte, die gestern noch okay zu sein schien, auf einmal furchtbar gruselig war. Wir lernten, dass der Hund draußen nicht unbedingt rennen muss wie ein Irrer, um ausgelastet zu sein, sondern dass auch Kopf- und Nasenarbeit müde und zufrieden macht. Und dennoch hatten wir nicht das Gefühl, zu hundert Prozent angekommen zu sein. Wenn wir nicht weiterkamen bei Alltagsproblemen und uns ratsuchend an die Trainerin wandten, lächelte sie und sagte etwas spöttisch: „Darf ich fragen, warum Ihr Euch eine Bulldogge ausgesucht habt?“ (Bei uns kam an: „Ihr Idioten! War Euch nicht klar, dass Bulldoggen stur sind und sich niemals verhalten werden, wie ein normaler Hund?!“) Nachdem der Kurs beendet war, hatten wir zwar einerseits wertvolle Erkenntnisse gewonnen, zum anderen beherrschte unsere Kleine immer noch nicht die Grundlagen. Kein Platz, kein Bleib. Und vor allem, keinen Rückruf. 

Wir entschieden also, dass es an der Zeit war, dass noch etwas Struktur hinzukommen musste. Zumal die kleine Dampfwalze schon als Welpe zwei mal vor lauter Freude Kinder umgerannt hatte, immerhin wog sie schnell 15 Kilo. Sie liebt Kinder und in der Regel lieben Kinder sie auch. Aber sie frei laufen zu lassen, erschien uns ohne sicheren Rückruf nicht verantwortungsvoll.
Also recherchierten wir abermals. Eine weitere Hundeschule fiel uns ins Auge.

Die Google-Bewertungen versprachen, in dieser Hundeschule würde sie einen 100%ig sitzenden Rückruf lernen und auch ansonsten gehorchen, wie ne Eins. Perfekt, dachten wir uns, genau DAS brauchen wir!

Der Gulag 

So saßen wir dann im Kreise von 10 weiteren, erwartungsvoll drein blickenden Menschen. Die Trainerin erläuterte ihre Methoden, während sie mit ihren langen Gelfingernägeln ab und an ein Bonbon aus einer Schale klaubte. Sie sprach mir hoher, betont fröhlicher Stimme. Ich stolperte an dem Punkt, wo sie hämisch verkündete: Ich rufe den Hund, und wenn er nicht schnell genug reagiert , dann rufe ich „zu spääääät!“. Und er bricht förmlich auf der Wiese zusammen und wartet darauf, dass ich ihm sein Autschi mache. Irritiert schaute ich sie an und fragte: „Autschi? Sie meinen, Sie fügen dem Hund Schmerzen zu?“ Sie nickte eifrig und präzisierte: „Man muss eine Stelle finden, wo man reinkneift. Am besten an der Innenseite der Oberschenkel.“ Ungläubig hakte Wolfi nach: „Bulldoggen zeigen Schmerz ja so gut wie gar nicht. Reden wir hier von richtigen Schmerzen?“ Vehementes Nicken von der Trainerin. „Dann muss man eben so feste Kneifen, bis man merkt, dass es dem Hund wehtut.“ Zufrieden rief sie aus: „So, und jetzt brauche ich noch ein Bonbon!“ Ich war so aufgewühlt, dass ich laut lachend losprustete. Eigentlich war mir eher nach Heulen zumute bei dieser absurden Veranstaltung. Aber dieser gespielt fröhliche Ausruf am Ende dieser mehr als irritierenden Ausführungen gab mir den Rest. Während alle im Raum andächtig zuhörten und anerkennend nickten, war meine Grenze schon lange überschritten. Wir gingen mit einem entsetzten Kopfschütteln und mussten erst einmal verarbeiten, was wir da gehört hatten. Warum fand das Niemand außer uns seltsam? Nein – auch hier waren wir uns ganz sicher – unser Hund soll niemals Schmerzen zugefügt bekommen.

Aber irgendwo her muss doch das Konzept kommen!

Jetzt mit System:
Wir fanden über einen weiteren Tip schließlich eine Hundeschule, die im Großen und Ganzen einen guten Eindruck machte. Gretchen war nun ein Schulkind. Mit Käse und Pfeife trainierten wir den Rückruf. Da Gretchen für Essen so ziemlich alles tun würde, war das Training für sie ein riesen Spaß. Schon nach wenigen Wiederholungen war sie das Musterbeispiel für einen Rückruf. Ein Pfiff, und sie kam im Tiefflug angedüst wie ein geölter Blitz. Stolz nahmen wir das Abschlußzeugnis für die zweite Klasse entgegen, das wir als stolze Hundeeltern an den Kühlschrank hefteten. Dann stand irgendwann das Thema Begrenzung auf dem Lehrplan. Ich tat mich damit wahnsinnig schwer. Die Trainerin sagte zwar, dass das leichte Wegducken und das Einklappen der Öhrchen nur signalisiert: „Ok, ok, ich habe Dich verstanden.“ Es fühlte sich für mich aber einfach nicht richtig an. Ich wollte unseren Hund nicht anzischen und sehen, wie sie traurig und ängstlich guckt. Ich wollte, dass unser Hund mit Freude lernt und uns vertraut. 

Zu der Zeit las ich bereits viele Beiträge in einer Facebook-Gruppe, die sich mit dem sogenannten positiven Training auseinandersetzt und wo erfahrene Trainer Ratschläge geben. Der Fokus liegt hier vor allem darauf, positives Verhalten abzufangen und zu bestärken. Ich verstand immer mehr, dass ein Hund ein für uns negatives Verhalten zeigt, weil er ein Problem hat. Und das alles, was er in unseren Augen falsch macht tut, weil wir es ihm noch nicht besser beigebracht haben. Dass Liebe, Geduld und ein Grundverständnis für die Hundepsyche viel erfüllendere und vor allem langfristig erfolgsversprechendere Trainingsansätze hervorbringen. Und vor allem – das Wichtigste – dass man ein Problem nur lösen kann, wenn man erkennt, wo genau die Problematik überhaupt liegt. Die Frage, die vorangeht, ist „warum zeigt der Hund ein bestimmtes Verhalten? Wie kann ich sein Problem erkennen und lösen?“

 

Unser Glücksgriff

Wir fanden auf eine Empfehlung hin nach unserer Odyssee eine positiv arbeitende Trainerin, die für uns der absolute Glücksgriff war. Vom ersten Moment an war klar, sie vereint alles in sich, was wir gesucht hatten. Sie war einfühlsam und sie analysierte die Probleme im Einzeltraining individuell. Sie erkannte, was alle Trainer zuvor nicht gesehen hatten. Sie war strukturiert und erklärte uns alles so, dass wir nun endlich einen Weg fanden, um unseren Hund verständnisvoll und mit Konzept anzuleiten. Und man merkte, wie sehr ihr der Hund am Herzen lag. Kein Hund kommt fertig auf die Welt. Jeder Hund hat im Laufe seiner Entwicklung die eine oder andere Baustelle, die man, rechtzeitig erkannt, gut trainieren kann. Und es kommt immer Mal unerwartet eine neue Thematik auf. Die Pubertät, die Junghundphase, alle Entwicklungsphasen stecken voller Überraschungen. Aber mit der richtigen Trainerin an unserer Seite fühlen wir uns bereit, alles, was da noch kommt, erfolgreich zu meistern.

Woher weiß ich nun also, was die richtige Hundeschule für meinen Hund und mich ist?

Zum Einen stellt sich für mich die Grundfrage: „Hinter welchem Trainingskonzept kann ich stehen, wo finde ich mich in meiner Persönlichkeit wieder?“ Und auch, wenn man wenig Erfahrung man hat, das Wichtigste ist, auf sein Bauchgefühl zu hören und sich auf seinen Instinkt zu verlassen. Fühlt es sich nicht richtig an, dann ist es das auch nicht. Für uns ist klar, Zwang und Gewalt, ob physisch oder psychisch, ist nie eine Lösung. Auf dieser Basis kann keine gute, vertrauensvolle Hund-Mensch-Beziehung entstehen. Vertrauen und eine stabile Bindung sind der Grundstein für einen gesunde Entwicklung. Ich stelle mir oft vor, wie ich es gerne erklärt bekommen würde, wenn ich etwas falsch mache. Mit Ruhe und Wohlwollen – oder mit Beschimpfungen und Geschrei? Und so betrachtet ist die Antwort ganz leicht. 

Ich kann abschließend nur sagen: Wenn ich verstehe, was meinen Hund bewegt, kann auch ich ihn bewegen. 

Falls Ihr mehr erfahren möchtet über positives Training oder vielleicht selbst eine Trainingsfrage stellen möchtet, empfehle ich die Facebook-Gruppe „Training für Mensch und Hund“ und "Trainieren statt Dominieren".
Wer gerne mehr über unsere Trainerin wissen möchte, kann auf Instagram schauen: Grenzenlosebindung

Oder schreibt mich gerne an :) ich helfe euch gerne mit Infos aus.

 

eure Andrea mit Wolfi & Gretchen

Instagram : Gretchendelight

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